Also eins sag ich euch.. Es gibt schon eine Sache, vor der ich richgig richtig Schiss habe..
Irgendwann wird der Tag kommen, an dem ich gehen muss. Irgendwann kommt immer der Tag, an dem man gehen muss. Bei egal was.
Aber ich weiß wirklich nicht, wie ich damit umgehen soll. Es ist einfach so verdammt verflixt. Ich habe das Gefühl, es gehört zum etwas genießen dazu, dass der Abschied weh tun muss.
Das letzte Mal habe ich das ganz eindeutig gespürt, als ich meine Familie in Quito verabschieden musste. Die Zeit ist einfach so schnell vergangen und nach ein paar Tagen waren sie dann auch schon wieder weg. Wenn ich jetzt daran denke, fühlt es sich an wie ein Traum. Man schläft kurz ein und befindet sich in einer anderen Welt, einer schönen Welt. Und dann wacht man auf und alles ist wieder so wie vorher. Je mehr man sich daran zu erinnern versucht, desto weiter weg rutscht der Traum und desto mehr greift einen das jetzt.
Manchmal frage ich mich, ob es mir wohl nach dem Jahr auch so gehen wird. Wird dieser Traum, in dem ich mich gerade befinde einfach in meine Vergangenheit rutschen, als wäre nie etwas gewesen? Nein, das geht garnicht. Schließlich werden mich ja auch Dinge aus diesem Jahr geprägt haben. Aber dieser Traum wird nicht mehr echt sein. Er wird in meiner Erinnerung wohnen.
Eigentlich wird jeder Tag irgendwann in meiner Erinnerung wohnen. Viele Dinge, die ich vielleicht nie wieder machen werde fallen mir vielleicht garnich erst auf.
Aber trotzdem habe ich Angst vor dem Abschied. Ich weiß einfach nicht wie es wird. Ich weiß nicht was bleiben wird. Welche Gefühle udn welche Leute. Das macht mir Angst.
Versteht mich nicht falsch. Ich habe sehr großes Vertrauen darin, dass es schon gut werden wird, so wie es eben wird. Aber trotzdem fühlt es sich irgendwie komisch an.
Vielleicht gehört es aber auch einfach dazu, zum etwas mögen. Vielleicht muss der Abschied von etwas schönem einfach weh tun, damit man weiß was man möglichst bald wieder suchen möchte.
Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, dass es wohl nie so bleiben wird wie es gerade ist.
Lieber Felix,
das sind weise Worte und sie treffen wohl auf das ganze Leben zu. Wenn du wieder da bist, können wir ein wenig darüber philosophieren, falls du magst. Derlei Gedanken beschäftigen mich auch immer wieder, ja.
Viele Grüße,
Eva Oma
Lieber Felix, deine Gedanken haben mich sehr berrührt, auch für mich sind Abschiede immer eine Herrausforderung. Sie zeigen uns die Endlichkeit der Dinge und des Lebens. Und ich würde mich am liebsten ganz oft davor drücken und so einiges auslassen. Wenn ich so nachdenken, dann sind es gar nicht die großen Abschiede, es gibt ganz viele kleine, die uns so oft nicht bewusst sind. Jeder Tag, eigentlich jede Minute ist ein Abschied. Wir werden diese Zeit genau so nicht mehr erleben. Diese Gedanken laden uns ein jeden Moment zu genießen. Alles was wir erleben dürfen zu schätzen und darauf zu hoffen, dass noch viel weitere wunderbare Augenblicke auf uns warten. Es gibt im Faust diesen Auftrag zu einem Moment zu sagen: “Verweile doch du bist so schön”. Und dann würde das Leben eben immer so sein, wie in diesem Moment. Ich habe in meinem Leben schon sehr viel nachgedacht zu welchem Moment ich das sagen soll. Und es gab schon eine Menge, die in die engere Auswahl gekommen sind, aber dennoch wollte ich ihn nicht auswählen, um nicht die anderen, von denen ich noch gar nichts weiß, zu verpassen. Ich wünsche Dir, dass Dein Herz von der Zeit in Ecuador sehr voll wird mit den wunderbaren Geschenken und Freundschaften und Du viel Mut mitnimmst zu erfahren, was noch auf Dich wartet. Die Vergänglichkeit macht unser Leben so besonders und auch so schmerzvoll. Und das größte Glück ist sich von Schmerz nur soweit tragen zu lassen, dass man das Glück noch spüren kann.
Lieber Felix, der Abschied und der Anfang, keines davon gibt es alleine, keines davon kann ohne das andere bestehen, ja nicht einmal wahrgenommen werden. Jeder Anfang hält den Abschied schon an der Hand und jedes Ende ist ein neuer Anfang. Das liegt in der Natur der Dinge, der Lebewesen, der Menschen; doch die Seele lebt in beiden hat alles vereint und vergeht nicht.
lieber Felix! Ja, mein Leben dauert nun schon so lange, natürlich ist es voll von Ereignissen, die vorbei sind, unwiederbringlich! Aber vielleicht beruhigt es dich, wenn ich dir sage, dass sie in mir so präsent sind, dass ich sie wirklich immer wieder hervorholen kann. je älter ich werde, desto stärker wird das. manches verschwindet, anderes taucht auf. Gerade in einer Zeit, in der ich ja weniger Anregungen von außen habe, wird das kopfkino immer stärker! Die wahren Abenteuer sind im Kopf und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo! (Andre heller) alles liebe tante gerlinde