Schon wieder viel zu früh und viel zu müde schmeiße ich mich heute aus dem Bett. Also eigentlich schmeißt mich Julia aus dem Bett, weil ich habe es irgendwie geschafft meinen Wecker nur für Samstag und Sonntag einzustellen und naja.. Es ist Montag.. Classic..
Wir haben auf jeden Fall viel vor. Unser erster Stopp: Canopy. So nennt man das hier, wenn man an Stahlseilen hängend und auf Rollen gleitend durch den Wald saust. Nach kurzer Verhandlung bekommen wir sogar einen Voluntario-Preis und los gehts. Wir schlüpfen in die Klettergurte und werden auch gleich von einem Guide auf das erste Stahlseil gehängt.
Es ist schon ein verrücktes gefühl, mindestens 50 Meter über dem Boden durch die Luft zu sausen. Aber die Konstruktion scheint mir sehr gut und ich fühle mich sehr schnell wohl mit dem ganzen.
Gerade als ich mich mit Zuversicht auf das nächste Seil hängen lasse fällt den Guides dann aber noch etwas neues ein. Wir könnten doch auch kopfüber fahren. Ha. Ha. Denke ich mir. Das ist dochwohl ein schlechter Scherz.. Tja.. War es nicht.. Und ich finde mich zwei Minuten später schreiend und kopfüber hängend über den Baumwipfeln des Ecuadorianischen Nebelwaldes. Was für ein Erlebnis. Aber mal im Ernst.. Lustig wars schon..
Anschließend marschieren wir noch ein Stückchen weiter den Berg hinauf zu einer anderen Seilbahn. Diese soll uns nämlich direkt und ohne Umwege zu den berühmten Wasserfällen von Mindo bringen.
Tja.. Oder auch nicht.. Vor der Seilbahn stehen nämlich gefühlt zweihunderttausend Menschen.. David und ich rechnen uns aus, dass wir wohl etwas mehr als 45 Minuten anstehen müssten, wenn die Seilbahn die Transportgeschwindigkeit oder die Anhzahl der eingeladenen Fahrgäste nicht erhöht. Das ist in etwa gleich viel wie der Fußweg den Berg hinunter und wieder hinauf laut Guide. Tja.. Also nehmen wir den.. Immerhin sehen wir dann einen Wasserfall mehr.
Der Abstieg ist sehr interessant. Nicht nur wegen der spannenden Flora und Fauna, das auch, aber eher noch wegen unseren mit-Absteigern. Und zwar sind das spannende ihre Schuhe..
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie das hier so ist, aber bei uns würde im Leben niemand auf die Idee kommen, mit Crocs oder Flip-Flops wandern zu gehen.. Also hier ist das anders. Nach der zwölften Flip-Flop-Lady und dem siebenundzwanzigsten Crocs-Dude hören wir dann auf zu zählen. Aber hey, an Ende ist es gut für uns, weil wir die nämlich einfach überholen.
Nach Wir kommen am ersten Wasserfall an. Da ist echt ganz schön was los und so schön ist er jetzt auch nicht. Mich spricht ein Mitarbeiter des Geländes an. Er hat mich und Julia schon oft durch Mindo herumwuseln gesehen und fragt mich, wer ich denn eigentlich bin. Ich erkläre ihm, dass wir hier als freiwillige arbeiten und was so unsere Aufgaben sind. Er ist super nett und scheint sehr interessiert zu sein.
Nach kurzer Pause marschieren wir weiter. Auf dem Weg kaufen wir uns ein Fruchteis und steuern zielstrebig auf den nächsten Wasserfall zu. Er ist nett, haut mich aber nicht von den Socken. Also weiter gehts. Wir legen eine kurze Essenspause ein und snacken unser mitgebrachtes Mittagessen.
Es ist schon schräg. Ich wandle hier immer so durch die Gegend und nach einer Zeit fällt einem garnicht mehr auf, wo man eigentlich ist. Also welche tolle Umgebung einen eigentlich umgibt und was für fantastische Pflanzen da nur sind. Mir fällt das dann immer wieder auf und dann muss ich mal kurz stehenbleiben um zu realisieren wo ich eigentlich bin. Soetwas könnte ich zu Hause nur im Palmenhaus in Schönbrunn sehen.. Und ich lebe jetzt einfach mal hier.. Das ist schon ehrfurchteinflößend.
Die nächsten Wasserfälle werden immer toller. Wir freunden uns mit ein paar Urlaub-machenden Quiteños an (So nennt man die Leute, die in Quito wohnen) und bahnen unseren Weg weiter nach oben.
Als wir beim letzten Wasserfall ankommen, sind wir tatsächlich ganz alleine. Obwohl Feiertag ist und ich noch nie so viele Leute gleichzeitig in Mindo gesehen habe. Es ist fantastisch. Wir versuchen uns unter dem Wasserfall zu baden, aber das Wasser drückt mit einer irren Kraft auf unsere Schultern. Beeindruckend.
Leider müssen wir jetzt auch schon bald an den Abstieg denken, denn es wird bald dunkel. Wir marschieren also den Berg wieder hinunter und damit es nicht so langweilig ist (und unsere beiden Mädels nicht mehr so jammern) erzähle ich eine Geschichte vom kleinen Waldkobold namens “Wold”, der auf Wanderschaft geht um herauszufinden wo die ganzen Bäume hin verschwunden sind. Leider kann ich sie nicht ferig erzählen, denn wir treffen wieder auf unseren Guide-Freund von vorher und kommen mit ihm und seinem Kollegen ins Gespräch. Er war tatsächlich vor einigen Jahren mal in Wien. Die Welt ist klein.
Vor lauter Austauschen vergessen wir fast auf die Zeit. In dem Fall kommt uns das aber zugute, denn als wir bei der Station der Seilbahn ankommen ist da keine Menschenseele mehr. Das heißt, wir müssen uns auch nicht anstellen.
Schnell schicke ich die Drohne in die Luft, um uns bei der Überfahrt zu filmen. Es kommen sogar ganz passable Shots dabei heraus.
Auch die Seilbahnfahrt ist fantastisch. Uns bleibt nur leider ein kleines Problem nach der Ankunft. Wir haben kein Taxi, um wieder nach Mindo zu kommen.
Aber manchmal hat man eben Glück uns wir treffen wieder auf unsere Freunde aus Quito. Tatsächlich haben die beiden einen Pickup und nehmen uns mit nach unten. Irgendwie fügt sich das Leben manchmal einfach, habe ich das Gefühl.
Wieder zu Hause kochen wir uns Nudeln mit Tomatensoße. Es schmeckt fantastisch.
Müde vom Tag falle ich schon wieder viel zu spät ins Bett.
Bei solchen Geschichten bin ich immer froh, wenn Du sie im Nachhinein schreibst, und somit noch schreiben kannst… Es ist sicher sehr, sehr genial so über und durch den Wald zu sausen. Ich kenne ein paar Kanditat_innen die sich schon freuen das auch auszuprobieren.