Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich hier mehr Zeit zum Denken habe, irgendwie mehr Input bekomme oder einfach schneller denke als zu Hause. Ich habe auf jeden Fall das Gefühl viele Gedanken zu haben.
Auf jeden Fall habe ich mir letztens Gedanken darüber gemacht, warum ich meine Generation so antriebslos, träge, unmotiviert, desillusioniert, ja fast schon überwiegend depressiv wahrnehme und ich möchte meine Gedanken gerne mit euch teilen.
Wenn man sich die vergangenen Generationen ansieht, dann gab es immer etwas zu verbessern. Es gab immer etwas, das bekämpft oder wieder aufgebaut werden musste. Es gab immer etwas zu verbessern. aus der Höhle die Tiere zu züchten, damit Nahrung leichter verfügbar wird. Das Gemüse anpflanzen, damit es schneller wächst. Die Medizin verbessern, damit weniger Leute sterben. Industriell revolutionieren, um die Produktion von immer vielfältigeren Produkten zu erleichtern. Digitales Wachstum, um immer mehr Menschen noch schneller zu verknüpfen. Wir hatten immer etwas zu verbessern. Und so leben auch die Generationen vor uns immer noch.
Aber meine Generation nicht. Denn meine Generation weiß nur zu gut, dass jeder Schritt in Richtung Wachstum seinen Preis hat. Im schlimmsten Fall kostet er unser aller Leben. Wir können also nicht mehr wachsen. Wir haben nicht mehr die Ressourcen Firmen zu gründen, die über den ganzen Planeten reichen und immer noch zu expandieren scheinen. Wir wissen, dass wir uns zurückziehen müssen. Wir wissen, dass wir uns wieder auf das Wesentliche fokussieren müssen, auf das, was wir wirklich brauchen. Veganismus, Van-Life, Tinyhomes, das sind alles Trends, die genau das verkörpern.
Aber das hat seinen Preis. Denn nicht nur ist die Gesellschaft um uns herum mal so garnicht darauf vorbereitet, nein, es gibt auch niemanden der es uns zeigen kann. Seit tausenden Jahren läuft die Welt in eine andere Richtung und wir sollen jetzt plötzlich die sein, die umdrehen? Wohin eigentlich umdrehen?
Ich fühle mich vor einer Herausforderung von der ich nicht weiß, ob wir sie meistern können, denn unser Kahn hat einen ganz schönen Schwung drauf. Nur leider in die falsche Richtung.
immer weniger junge Menschen wollen Kinder haben und in meinen Augen sind genau das die Gründe dafür. Wohin sollen die denn? Was sollen die machen in einer Welt, die nicht mehr wachsen darf?
Wachsen geht nur mehr digital. Den Bits ist es egal, ob da jetzt 10 oder 10.000 steht. Aber diese Welt macht uns auch nicht glücklich. Unser Ausweg, auf den wir so gehofft haben zeigt sich als Gift für die Seele. Und was machen wir jetzt? Ich möchte nicht kapitulieren, nur weil wir uns vielleicht versehentlich in diese Sackgasse gelotst haben.
Aber ich habe Hoffnung. Und auch wenn das Pathetisch klingt, aber das ist ja nun wirklich das mindeste was ich haben kann.
Ich hoffe, dass wenn wir uns zusammenreißen und diese Sackgasse erkennen (und zwar alle), dass wir es vielleicht schaffen uns zumindest zu bremsen um nicht mit voller Geschwindigkeit gegen die nahende Mauer zu donnern.
Ich hoffe, dass wir viele kleine Projekte wachsen sehen können, dass die Menschen die Dinge die ihnen wichtig sind wieder selber in die Hand nehmen.
Ich hoffe, dass wir keine Angst davor haben, dass es jemand anderer schon gemacht haben könnte, ja, vielleicht sogar besser als wir selbst.
In meinen Augen brauchen wir ein gemeinsames Wachstum und das bedeutet, dass jede:r von uns mutig sein muss.
So mutig, dass wir wieder anfangen uns selbst zu gehören, uns auf das zu besinnen was wirklich, wirklich wichtig ist und diesen Schatz mit unserer Energie füttern, bis er uns ernähren kann.
Ich hoffe, dass wir (und damit meine ich uns alle) uns aus diesem auf Hochglanz polierten Sumpf ein Paradies machen.