Es ist 07:37 und ich steige in den schon wieder viel zu pünktlichen Zug. Neben mir sitzt ein Mann, auf dessen Kappe „Don’t forget to smile steht“. Das ist aber auch schon das einzige, was mich an ihm zum lächeln auffordert. Mit mir im Zug noch etwa hundert andere Leute. Jeder auf dem Weg irgendwo hin. Ich ja auch eigentlich.
In der Vorlesung sitze ich. Manchmal mehr als fünf Stunden am Stück. Ich merke, wie meinem Körper das gar nicht gefällt. Es fühlt sich einfach anders an, wenn ich mich bewegen kann.
Vorne steht ein:e Vortragend:e und erzählt etwas über die verschiedenen Speichermöglichkeiten von großen Datensätzen und wie man sie ressourcenschonend abfragen und verarbeiten kann. Ich sitze auf meinem Platz und plane meinen Ausbruch.
Vielleicht klappt das ja nächstes Jahr mit Erasmus in Valencia. Das wäre schon sehr schön. Oder ich bekomme meinen Bus fertig bis zum Sommer. Dann bin ich auch weg von hier.
Aber bis dahin werde ich wohl noch ein paar mal den 07:37-Zug nehmen.
Nicht falsch verstehen. Es ist eh ganz nett hier. Aber naja.. Es ist halt auch eben nur „ganz nett“.
Wäre es nicht für meine Freunde und Familie, wäre ich vermutlich schon längst wieder am anderen Ende der Welt.
Es zieht mich. Langsam verstehe ich, dass das schwierige am Reisen gar nicht das Wegfahren ist. Es ist das Zurückkommen. Vielleicht ist die Zeit einfach noch nicht da, an der ich zurückkomme. Und ob ich überhaupt irgendwann zurückkomme?
Österreich ist schön. Ich mag unsere Wanderwege und das Sozialsystem ist auch ganz nett. Und auch für meine E-Card bin ich dankbar und dafür, dass man sich meistens auf die Menschen verlassen kann. Es ist aber auch traurig. Ich habe das Gefühl, meine Energie versiegt oft im Trott der anderen.
Außer bei meinen Freunden. Für die bin ich auch sehr dankbar.
Ein bisschen zerreißt es mich innerlich, wenn ich an Ecuador denke. Es ist eben schön wieder zu Hause zu sein, aber gleichzeitig auch nicht schön, nicht mehr dort zu sein.
Vielleicht finde ich irgendwann eine Lösung dafür. Möglicherweise in meinem Bus oder ganz wo anders.
Bis dahin nehme ich den 07:37-Zug und warte ab.
Jeden Tag ein kleines Stück in die richtige Richtung lenkend und hoffend, dass ich dann schon dort hinkomme wo es gut ist.
07:37
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