Heute war wirklich ein besonderer Tag. Ein Tag voller besonderer Orte, besonderer Menschen und besonderer Energien.
Gestern haben wir uns ja ein bisschen verplaudert und deswegen den Start zu den Höhlen verpasst. Darum stehen wir heute bereits um 08:00 bei unserem Freund Miguel mit einem Frühstück auf der Matte. Die Spiegeleier und das Brot sind schnell weg und wir marschieren auch schon los über den glatten Sandstrand in Richtung der Klippen, die das Dorf Canoa so schön umranden.
Einen Aufstieg auf in Sandstein geschlagene Stufen später biegen wir auf ein Grundstück, welches von einem “Privatgrund”-Schild unübersehbar verteidigt wird. Miguel erklärt uns, dass er da Freunde hat und wir ohne weiteres passieren dürfen. Laut ihm sind wir vermutlich eine der letzten Touristen, die einfach so zu den Höhlen spazieren können, da hier in den nächsten Monaten neue Häuser gebaut werden, die einen besser bewachten Zugang erfordern. Traurig eigentlich.
Wir klettern ein paar Steine hinunter und befinden uns wieder am Strand.
Von da geht es weiter. Wir waten durch wadenhohes Wasser und rutschen über feuchte Steine. Die erste Höhle erwartet uns schon. Sie ist wohl ungefähr fünf Meter tief und etwa genau so hoch. Miguel ist ganz erstaunt. “Die war das letzte Mal noch nicht so groß”, sagt er zu uns.
Die Küsten hier sind in ständiger Bewegung. Oft fallen Steine herunter und Höhlen vergrößern sich oder stürzen ein. Beim großen Erdbeben von 2005 hat sich hier auch einiges verändert meint er.
Wir klettern weiter. Noch eine Höhle. Größer als die erste, doch in diese können wir nicht hinein. Zu unsicher sieht der Stein aus, in dem sich die Höhle erstreckt. Von außen hört und riecht man nur die Fledermäuse die wohl darin wohnen.
Unser nächster Stopp lässt mir wirklich den Atem stocken. Ein Tunnel durch eine Klippe. Bestimmt 30eter lang und schon zum durchspazieren. Es kommt mir fast vor wie in einem Traum.
Neben uns nistet ein Schwarm Blaufußtölpler. Dieye seltenen Vögel kann man eigentlich nur auf Galapagos und der Isla de la plata beobachten, aber seit ein paar Jahren gibt es auch hier eine Kolonie, erklärt uns Miguel.
Ich packe meine Drohne aus und Filme. Flüge durch den Tunnel, einmal um den Stein der Blaufußtölpler herum. Fantastisch. Donna und Miguel suchen einstweilen Muscheln und Krebse.
Anschließend klettern wir noch auf Sandsteinplateau und genießen die Aussicht auf die Küstenlinie.
In mir geht schon wieder das Business durch und ich erzähle Miguel von meiner Idee.
Man könnte doch in Bahía (die nächste größere Stadt von hier, etwa 2h Autofahrt) Werbung machen und einen Naturmeditationstag anbieten. Zuerst ein vegetarisches Frühstück in seiner Bar, dann ein Spaziergang zu den Höhlen. Im Tunnel eine Klangschalenmeditation, auf dem Plateau Yoga zum Klang der Wellen. Anschließend holt die Gruppe jemand mit dem Boot ab und bringt sie zu einem verlassenen Strand in der Nähe. Da könnte man doch pro Person bestimmt 30$ verlangen und die Kosten sind super gering. Hier ein Dach aufstellen, ein paar Klangschalen besorgen und ein Boot hat sicher irgendein Cousin von ihm. Das wäre ein ordentlicher Gewinn.
Er hört sich das alles an und sagt mir auch, dass er meine Idee gut findet. Aber so ganz begeistert wirkt er nicht. Er fragt auch nicht wirklich nach oder versucht die Idee selber weiterzudenken. Und dann fällt es mir auf. Es ist mir irgendwie schon fast unangenehm.
Miguel ist einfach glücklich, so wie es ist. Er hat seine Bar am Strand, es kommen hin und wieder Leute und kaufen etwas. Im improvisierten zweiten Stock der Bar schläft er und genießt die Ruhe der Küste und das Rauschen des Meeres. Hin und wieder gibt er Surf-Unterricht und das reicht ihm aber auch.
Mir fällt auf, wie gewinnorientiert mein Denken eigentlich ist. Aus allem muss Geld gemacht werden. Alles muss wachsen und irgendwann erfolgreich sein.
Aber Miguel ist einfach nur da und genießt. Er genießt den Spaziergang mit uns und seinem Hund, den Tag, die Sonne. Er wirkt eigentlich ganz glücklich.
Ich höre also auf von meiner Idee zu erzählen und versuche es ihm nachzumachen. Einfach den Ort zu genießen. Das ist garnicht so einfach, wenn ich ehrlich bin. Mein Kopf wehrt sich förmlich dagegen.. ich habe also noch etwas zu lernen, denke ich mir.
Am Abend treffen wir uns wieder bei der Bar und wir bringen diesmal die Slackline mit.
Es gibt Maracuja-Caipirinhas und wir kaufen den wohl besten Fisch in Meeresfrüchtesoße den ich jemals gegessen habe. Muscheln, Garnelen und Schrimps.. alles ist dabei..
Wir machen ein Lagerfeuer.
Donna versteht sich super mit einer weiteren Lagerfeuerbesucherin und ich lerne wie man einen “Saltamonte” (Grashüpfer) zubereitet.
Durch die Klippen
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