Ich weiß, ich schreibe in letzter Zeit viel über Dinge, die mich beschäftigen und ihr lest sehr oft Gedanken aus meinem Kopf, die mich den Tag über begleiten. Aber das ist eben gerade meine Welt und ich möchte sie euch eigentlich nicht vorenthalten.
Heute in der Früh ist mir etwas passiert, mit dem ich nicht gerechnet habe. Ein Freund von uns hier in Mindo bittet mich ihm Geld zu borgen. Er war die letzte Woche ein paar Tage krank und hat deswegen einige seiner Arbeitstage verloren. Es ist ihm sichtlich unangenehm mich das zu fragen und im ersten Moment weiß ich auch garnicht, wie ich damit umgehen soll. Er sagt, es geht ihm gut. Er hat zu Hause noch Reis, den er kochen kann und er findet schon etwas zu Essen, aber ich mache mir trotzdem Gedanken.
Als ich ihn frage, wie viel er denn bräuchte sagt er 20$. Damit müsste er es bis zum Ende des Monats schaffen, bis er dann wieder sein Gehalt bekommt. 20$. Umgerechnet in Euro sind das in etwa 16€. Das ist ein Abendessen für eine Person. Nicht mehr. Und wir haben erst den 18. dieses Monats.
Natürlich borge ich ihm das Geld. Ich vertraue ihm und bin mir sehr sicher, dass ich es auch wieder zurück bekommen werde.
In meinem Kopf schwirren die ganze Zeit gedanken wie: Was ist, wenn ich es ihm einfach schenke? Mir tut es halt wirklich nicht so weh. Es sind “nur” 20$ für mich. Aber kann ich das wirklich machen? Eigentlich ist mir die Position des großzügigen Gebers unglaublich zuwider. Abgesehen davon möchte ich ihn auch nicht in die Position bringen, dass er etwas von mir annehmen “muss”. Ich erinnere mich noch so gut an das letzte mal Pizzaessen, als wir unsere bieden Freunde dazu überreden mussten, dass sie sich mit uns (zu viert) eine Familienpizza teilen und wir sie bezahlen dürfen.
Und ich weiß bis jetzt nicht, was richtig ist. Ich möchte auf keinen Fall, dass er Hunger hat. Er ist ein Flüchtling, also ohne Ecuadorianischem Pass und kann dadurch nur schwarz hier arbeiten (nicht, dass das so eine Seltenheit hier wäre aber trotzdem).
Es beschäftigt mich.
Es beschäftigt mich, dass es mir so gut geht. Dass es mir so gut geht, dass ich einfach in ein Geschäft gehen kann und mir eine neue Hose für 8$(!) kaufen kann und mich freue, dass sie so günstig ist.
Ich weiß noch nicht, was ich machen werde. Für heute haben wir eine gute Lösung gefunden.
Als er mir erzählt hat, dass er heute noch kein Frühstück hatte, haben wir einfach gemeinsam etwas gekocht.
Jetzt kann ich (fast) ganz alleine Arepas kochen. Das ist ein Venezulanisches Gericht.
Zuerst sammeln wir Kräuter aus dem Garten. Die sind für unsere Füllung. Wir finden Koreander, Basilikum und eine Pflanze die ich nicht kenne. Mein Freund kennt sich da aber bestens aus. Ich finde es sehr spannend und schön von ihm zu lernen.
Anschließend machen wir aus Maismehl und Wasser einen Teig und formen den zu etwas dickeren Fladen. Die werden dann in der Pfanne angebraten und im Ofen fertig gebacken. Währenddessen kümmern wir uns um die Füllung. Eier mit unseren Gewürzen. Dazu noch etwas Käse und der Salat von gestern.
Anschließend werden die Fladen aufgeschnitten und gefüllt. Fertig ist der venezulanische Döner. Es schmeckt fantastisch.
Vor ein paar Tagen habe ich mich in die Idee verliebt meine Hängematte in einen unserer Bäume zu hängen.
Gesagt, getan.
Nach zehn Minuten hänge ich in 5 Metern Höhe und genieße die Aussicht über unser Gelände. Die Ukulele und ein gutes Buch darf natürlich nicht fehlen. Auch, wenn ich gestehen muss, dass ich vermutlich noch ein Bisschen brauchen werde, bis ich die Weisheiten und Funktionsweisen des I Ging verstehen werde.
Ach ja und dann habe ich noch ein Foto von dem liebsten Legeplatz einer unserer Hennen gemacht. Die Kids freuen sich jedes Mal wie kleine Kinder (haha Wortwitz) wenn sie dort ein Ei finden. Heute durfte ich auch mal.
Denken und Danken
Dein Denken lässt mich dann ab und an auch nachDenken. Danke, dass du uns an deinem großen Abenteuer teilhaben lässt.
Übrigens ich war heute beim Bäcker um Brot und Erntedankfest noch Miniparadeiser mitgenommen. Schnell mal 12€ liegen gelassen. Der Kontrast lässt einen dann schon ins Grübeln kommen.
Übrigens, wenn ich nach deinem Post NACHdenke bist du dann ein VORdenker😁
Lieber Felix sammle Eindrücke, denke vor und auch nach und vor allem genieße wo es geht dieses einzigartige Jahr.
GLG Michael