Ziellos losziehen
Ziellos losziehen

Ziellos losziehen

Lesedauer 4 Minuten

Heute begleitet mich schon wieder dieses bedrückende Gefühl der Antriebslosigkeit. Ich frage mich schon den ganzen Tag, woher das wohl schon wieder kommt. Ich beobachte, wie ich mich schon wieder von einer Tätigkeit zur nächsten schleife. Total komisch, so kenne ich mich garnicht.

Aber was hat sich verändert? Müde bin ich nicht. Dagegen hilft immer Zucker oder Sport. Heute nicht. Und traurig bin ich eigentlich auch nicht. Ich habe einfach keine Lust. Schräg.

Zugegeben, die Laufrunde heute Früh war schön, sonnig und abenteuerlich. Ich habe mich diesmal einfach ziellos von meinen Beinen Tragen lassen. Aber spätestens nach dem Duschen stirbt mein Motor leider wieder ab.

Ich habe das Gefühl, einfach ziellos zu sein.

Also versteh mich nicht falsch. Ich bin hier aus Überzeugung und weil ich gerne einen kleinen Beitrag gleichermaßen für die Welt und für mich leisten möchte. Aber meine Motivationen hier unterscheiden sich enorm von den Kräften zu Hause.

Wenn ich mich so zurück erinnere, denke ich an die Momente an denen ich an mindestens 3 Projekten gleichzeitig gearbeitet habe und nebenbei noch versucht habe Familie und Beziehung unter einen Hut zu bringen. Ich weiß nicht, ob du das kennst. Vermutlich schon. Das sind ganz eigene Kräfte.

Das nächste Vorhaben geht schon los bevor das letzte überhaupt fertig ist. Mein Kopf fliegt die ganze Zeit hin und her und es gibt immer etwas spannendes zu be- und überdenken.

Klar stresst mich das. Aber es hält auch meinen Motor am laufen. Ständig neue spannende Dinge. Ständig wechselnde Herausforderungen.

Und ja, wer sich jetzt an den Kopf fasst und denkt “oh mein Gott, spinnt der denn?” der hat absolut recht. Ich meine überhaupt nicht, dass das die einzige Art zu leben ist. Es ist halt meine gewohnte Art zu leben. Nicht mehr und nicht weniger.

Aber hier ist das anders. Hier mache ich eine Sache nach der anderen. Manchmal total banale Dinge wie Abwaschen oder Klos putzen. Ich möchte diese Arbeiten nicht geringschätzen, aber herausfordernd ist anders.

Es fühlt sich komisch an. Ich habe kein Projekt das ich abschließen möchte. Kein Produkt an dem ich arbeiten kann und keine Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Ich mache einfach. Das ist ein total ungewohntes Gefühl für mich. Und obwohl ich weiß, dass viele meiner Tätigkeiten hier aus ideologischer Sicht vermutlich viel mehr Sinn haben als einige Projekte früher, fühlt es sich doch irgendwie nicht so an.

Ich frage mich was eigentlich meine Motivationen sind um Dinge zu tun. Und ganz ehrlich. Ich kann es nicht sagen. Geld ist es glaube ich nicht. Und Anerkennung.. Naja, vermutlich ein bisschen. Aber das ist mit sicherheit noch nicht der Schlüssel.

Ich frage mich wie viel Ziel man im Leben braucht.

Ich meine, zu Hause renne ich von einem Ziel ins nächste, manchmal sogar ohne zu wissen warum und wofür. Einfach, weil ich eh schon gerade laufe und dann läuft man eben weiter. Es wird schon irgendeinen Sinn haben und wenn man Läuft, dann kommt man bestimmt schneller dort hin wo man hin will. Auch, wenn man irgendwie noch garnicht weiß, wo man eigentlich hin will. Und irgendwo hat man ja schon Ziele. Es sind halt viele die sich ständig abwechseln weil die Welt ist halt groß und es gibt auch einfach verdammt viele Möglichkeiten. Ich glaube, das ist nicht gesund. Am Ende verpasst man trotzdem alles, weil man ja nur läuft. Und wo will man denn eigentlich hin?

Aber was ist, wenn es das “wo hin” gernicht gibt. Wenn man dann garnicht mehr läuft. Bleibt man dann nicht vielleicht irgendwann einfach stehen? Weils ja eigentlich eh egal ist ob man jetzt weitergeht oder nicht. Ziel gibts ja eh keines, also ist hier und dort eigentlich gleichwertig. Aber wäre das schlecht? Oder wäre es einfach so? Macht es einen Unterschied? Wenn ja, welchen?

Ich habe leider keine Antwort auf die Fragen. Ich weiß nur, dass ich mich im Moment auf die Suche machen möchte nach dem Gleichgewicht. Nach der Ausgeglichenheit von Tempo und Ruhe und davon, ein Ziel vor augen zu haben und trotzdem gleichzeitig an jedem Ort seiner Reise auch ein bisschen anzukommen und innezuhalten. Ich hoffe, dass das geht.

PS: Nein, es muss sich niemand Sorgen um mich machen. Mir geht es gut. Manchmal muss nur auch der Kopf ein bisschen Kopfen dürfen.

Ein Kommentar

  1. Franz

    Lieber Felix, wenn mal langsamer geht oder sogar einmal stehen bleibt…….kann man die Dinge am Rand eines Weges vielleicht besser erkennen, wahrnehmen, die kleinen Wunder sehen und mit zufällig daher kommenden Menschen diese Zeit teilen…….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert