Die Welt und ich
Die Welt und ich

Die Welt und ich

Lesedauer 4 Minuten

Was für ein Tag. Wirklich.

Am Freitag machen wir mit den Kids immer einen Ausflug oder eine Werkstatt. Letzte Woche durfte Julia mit den Zwutschkis ins Museum gehen, heute bin ich mit der anderen Gruppe dran.

Es geht nach Tulipe, das ist eine Stadt ungefähr eine Stunde Autofahrt von Mindo entfernt.

Dort angekommen führt uns ein netter Tourguide durch die Ausgrabungsstätten und erzählt uns über alte Zivilisationen, die hier gelebt haben.

Die erste Hochkultur hier in der Gegend waren die Yumbos. Von ihnen dürfen wir später auch noch Steinbecken besichtigen, von denen allerdings niemand so ganz genau weiß wofür sie gebraucht wurden. Es gibt aber einige Theorien darüber, dass sie für religiöse Zwecke und zum beobachten der Sterne gedient haben. Das glauben die Forscher, weil tatsächlich gleich daneben ein Fluss fließt, den die Yumbos mit Sicherheit zum Waschen und Baden verwendet haben.

Später kamen dann die Incas an diesen Ort und haben ihn laut Angaben des Guides eigentlich recht kampflos übernommen. Die Yumbos waren anscheinend keine sehr gewaltbereiten Menschen. Gut zu wissen, denn irgendwie stammen hier laut unserem Führer fast alle usrprünglich von den Yumbos ab.

Die Incas hatten dann aber nicht viel Zeit hier zu bleiben, denn ziemlich bald (30 Jahre später) wurden sie dann von den Spaniern besucht. Tja und was dann passiert ist wissen wir leider alle. Haha Gold. Haha bilige Arbeiter. Bumm Zack Kollonialismus. Was für ein Spaß.

Kurz habe ich sogar die Drohne auspacken können, aber mit einer Meute Kinder im Schlepptau ist es ganz schön schwierig da sinnvolle Bilder zu machen. Vielleicht schaffe ich es aber trotzdem da ein paar Bilder für unseren Instagram-Kanal herzurichten. Auf dem Kugelpanorama ist das letzte und größte Becken der Yumbos zu sehen. Einfach beeindruckend.

Am Abend bittet mich noch Pamela, ob ich mir vielleicht ihren Computer ansehen kann. Na klar. Diesmal aber kein Hardware-Problem. Der Computer ist runtergefallen und wurde zur Reparatur gebracht. Unglücklicherweise funktioniert er nach der Reparatur nun garnicht mehr. Nach 15-minütiger Investigation finde ich heraus, dass anscheinend der vorherige Pfuscher einfach versucht hat mit einem falschen Kleber die Schrauben des gelenks für unseren Monitor zu ersetzen und dabei ganz einfach den Anschalter mit angeklebt hat. Genial. Naja, so viel bleibt also nicht mehr übrig. Anschalter wird ausgebaut. Das Ding läuft wieder, allerdings muss Pamela leider jetzt immer mit einem Zahnstocher den knopf direkt auf der Platine drücken. Vielleicht kann ich ihr den angeklebten Knopf irgendwann in den kommenden Tagen mal zurechtfeilen.

Soweit zu den Ereignissen des heutigen Tages. Jetzt bin ich echt wochenendreif. Was mir aber von heute tatsächlich am meisten hängengeblieben ist, ist ein Gefühl.

Das Schönste am Tag war nämlich nicht das Museum oder die Führung dort. Das schönste für mich war die Fahrt dort hin.

Eine Fahrt, zu einer Stelle dieser Welt, die ich noch nicht kenne. Zu Leuten, die ich noch nie gesehen habe und zu Dingen, die ich garantiert nicht kenne.

Ich erinnere mich noch gut daran wie ich meinen Blick aus dem Fenster schweifen lasse und genau weiß, dass ich nicht eine einzige Sache die da draußen außerhalb des Autos wartet schon einmal gesehen habe.

Ein Gefühl, dass ich noch nie gespürt habe. Irgendwie ehrfürchtig, aber auch aufregend. Bereit. Gewappnet für die Welt und gespannt was kommt. Total sicher und gleichzeitig so neugierig und irgendwie nicht wissend was kommt. Es kribbelt aber es dreht auch und gleichzeitig ist alles ganz klar.

Vielleicht fühlt es sich so an, wenn es einen in die Welt hinaus zieht. In meinem Kopf schwirren so viele Gedanken. Gedanken über Dinge, die ich noch nicht kenne und mir deswegen noch garnicht vorstellen kann. Über Menschen, neue Orte, Aussichten und Stimmungen.

Ich freue mich auf die Welt.

Das beschreibt es eigentlich am besten. Ich freue mich auf die Dinge und Menschen, die da draußen auf mich warten. Und ich fühle mich bereit. Ich hoffe, dass ich auch etwas in die Welt bringen kann. Ich möchte jeden Ort ein Stückchen besser verlassen als er war bevor ich gekommen bin. Und wenn es nur das Lächeln auf den Lippen eines anderen Menschen ist, der wegen mir schmunzeln musste.

3 Kommentare

  1. Franz

    Beeindruckend, Berührend und wunderbar……
    Ich wünsche Dir noch oft dieses Gefühl wenn Du diese, unsere Welt, erkunden kannst, Neues entdeckst…….und ein Lächeln in den Gesichtern der Menschen Dir entgegenstrahlt.

  2. Eva Oma

    Lieber Felix,
    also, ich hab gerade geschmunzelt, als ich deine Zeilen gelesen habe. Obwohl du so weit weg bist, ist hier in Rattendorf/Kärnten tatsächlich die Welt ein bisschen besser geworden! Morgen geht’s wieder zurück nach Wien.
    Viele Grüße, auch von Robert!

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