Und jetzt sitze ich wieder im Flieger. In meinem Rucksack eine Handvoll Mandarinen. Genau so, wie ich mir das in den letzten vier Monaten so angewöhnt habe hier in Valencia.
Aber wo ist der Anfang.. Ich Versuchs noch einmal.
Eigentlich ist der Anfang im September. Ich, mit meinem Rucksack und einem Koffer am Flughafen Richtung Valencia. Ein 4-monatiges Erasmus-Semester wartet auf mich.
Auf meinen Kopf aber eigentlich nicht. In meinem Kopf spielt der Film nämlich schon weiter. Was ist, wenn ich wieder zurück bin? Wie geht es mit dem creator[s]pace weiter? Und werde ich nach meinem Bachelor endlich das Leben anfangen können, auf das ich jetzt schon so sehr warte? Wer de ich das überhaupt wollen?
Mein Kopf ist überall, nur nicht in Valencia.
Es vergeht ein Monat und die Stadt macht mir ziemlich zu schaffen. So viel Beton so viele Menschen, so wenig echte Natur.. Und so viele Autos, nur meines ist nicht dabei.. Auch fällt es mir schwer mit meinen Studienkolleg:innen zu connecten. Ich wünsche mir einmal nicht der alternativste im Raum zu sein. Und welche Instanz auch immer da draußen ist.. Sie hat mich anscheinend gehört.
Über ein Bumble-Match, das ich bis Dezember nicht ein einziges Mal persönlich getroffen habe, lande ich in einer Slackline-Gruppe auf WhatsApp.. Weil ich eh nichts zu verlieren hab schmeiße ich mich einfach zum ersten Treffen. Das Gefühl, meine Slackline mitnehmen zu wollen, dass ich schon in Österreich hatte bestätigt sich als ein kleiner Wink des Universums. Denn dort sind meine Menschen. Ein Haufen Hippies und ich mittendrin. Allen voran zwei wunderschöne Seelen, die mir in den nächsten drei Monaten mehr als nur ans Herz wachsen werden.
Ohne es zu merken, verändern sich meine Gedanken. Ich denke in Valencia. Nicht, dass ich meine Zukunftspläne verlieren würde. Aber ich komme an.
Der starke Kern aus uns drei wächst langsam zu einer kleinen (und immer größeren) Freundesgruppe.
Eine Gruppe bestehend aus einem Haufen kleinen leuchtenden Seelen, die sich hier in Valencia getroffen haben. Aus der ganzen Welt kommen meine Freund:innen.
Immer wieder räume ich mein ganzes Zimmer leer (denn Wohnzimmer habe ich keines), damit alle in meine Wohnung passen. Dann machen wir „Cena Internacional“. Jede:r macht etwas zu essen aus seinem:ihrem Land und anschließend wird gemeinsam fertiggekocht und gegessen. Ich spüre eine unglaubliche Energie in dieser Gruppe. Es erinnert mich ein bisschen an Tanzen am Tempel, wenn ich ehrlich bin. Eines Tages wünsche ich mir, dass sie mit mir da oben stehen können und meine ganzen anderen wichtigen Seelen in Österreich kennenlernen können.
Es trifft mich ziemlich hart. Ich hätte nicht erwartet, dass ich hier solche Verbindungen finde. Und es gibt so viel zu erzählen, das garnicht alles in einen Blogeintrag passt. Der Park im Tag, an dem die Zeit einfach nicht existiert hat, der Ausflug und die Nacht in den Bergen, Drachensteigen am Strand, Ukulele-Spielen auf meinem Dach, auf meinem Logboard um 02:00 früh durch Valencia cruisen, weil ich mich schon wieder verquatscht habe, die Slackline und Tela-Nachmittage, die ganzen unglaublichen Gespräche, die ich haben durfte, die Jazz- und Funk-Nächte im Matisse und die Open Mics im Kaf Café und die Nähe, die ich zu vielen meiner Freund:innen empfinden durfte. Und das ist noch nicht einmal annähernd alles das, was ich mir von diesen vier Monaten mitnehme. Aber wer wissen will wie es wirklich war, der muss mich sowieso selbst fragen. Denn alles das passt einfach nicht in einen Text.
Ich nehme eine unglaubliche Dankbarkeit mit nach Österreich. Denn auch, wenn die Menschen, die meinen Weg in Valencia gekreuzt haben vielleicht nie wieder in dieser Konstellation und schon garnicht in derselben Situation zusammen kommen werden, so weiß ich doch eines. Jede:r von ihnen wird seinen:ihren Weg durch diese Welt gehen und gemeinsam können wir eine schöne Welt gestalten. Weißt du was ich meine? Ich weiß ganz sicher, dass jede dieser Seelen ihr Leben damit verbringen wird seine:ihre Umgebung zu einem schöneren Ort zu machen. Und vielleicht ist es sogar gut und wichtig, dass wir nicht am Selen Ort sind. Denn ich glaube, die Welt braucht sie an ganz unterschiedlichen Orten. Und mich auch vielleicht.
Und irgendwann werden wir uns wieder sehen und wer weiß wie die Welt dann aussieht. Und was wir alles zu erzählen haben werden. Von unseren Welten.
Es tut richtig weh weiter zu gehen. Aber mein Flieger fliegt. Das ältere Paar neben mir hält mich bestimmt schon für ein bisschen verrückt, während ich hier still tippselnd vor mich hin weine. Aber das ist okay.
Ich habe so viel vor im Leben. Und eigentlich möchte ich es einfach nur mit jemandem teilen.